Griff in die Geschichte (29) 

November 1720: Stapellauf der „Wapen von Hamburg“ III

 

von Sabine Atmadja

 

Die „Wapen von Hamburg“ III gehörte zu einer Serie von bewaffneten Begleitfahrzeugen (Convoyer) zum Schutz der in größeren Verbänden segelnden Hamburger Kauffahrteischiffe.

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Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden die Verhältnisse auf den Handelsrouten nach Spanien, Portugal und Westafrika zunehmend unsicherer und zeigten Auswirkungen auf den Überseehandel der Hansestadt Hamburg. Zahlreiche Schiffe fielen in die Hände von Seeräubern; viele Seeleute gerieten in Gefangenschaft und mussten gegen erhebliche Beträge ausgelöst werden. Hamburg beschloss daraufhin den Aufbau eines städtischen Konvoiwesens.

Die „Leopoldus Primus“ und die „Wapen von Hamburg“ wurden unter Aufsicht eines niederländischen Schiffbaumeisters gebaut und 1668 bzw. 1669 in Dienst gestellt. Die „Leopoldus Primus“ nahm u.a. im August 1686 an der erfolgreichen Verteidigung Hamburgs gegen die Besetzung durch die Dänen unter Christian V. teil. Das Schiff wurde 1705 abgewrackt. Die „Wapen von Hamburg“ explodierte 1683 vor Cadiz aufgrund eines auf dem Schiff ausgebrochenen Feuers; der Kapitän und ein Teil der Seeleute und Soldaten fanden den Tod.

Die „Wapen von Hamburg“ II wurde 1685 in Betrieb genommen und unternahm bis zur Außerdienststellung 1719 25 sehr erfolgreiche Konvoifahrten. Dieses Schiff war bereits weitaus eleganter und mit reicher Schnitzerei ausgestattet.

1719 erhielt der Schiffszimmermeister Jacob Mencke den Auftrag für den Bau des dritten Schiffs der „Wapen von Hamburg“-Reihe. Der Bau zog sich über mehrere Jahre hin: am 12. November 1720 erfolgte der Stapellauf, aber erst fast zwei Jahre später die endgültige Abnahme. Die reinen Baukosten ohne Bestückung und Inventar beliefen sich auf über 143.000 Courantmark. Das Schiff erhielt wegen seiner prächtigen Ausstattung den Beinamen „Barockpalast“. Beispielsweise schuf der mit der Anfertigung der Gallionsfigur beauftragte Bildhauer Johann Christoffer v. d. Heyde später den Hauptaltar der Petrikirche. Zur Minimierung der Unkosten wurden Ausrüstungsgegenstände von der „Wapen von Hamburg“ II im Wert von 9.000 CtM weiterverwendet.

gig29 Wapen2Wegen des für die Elbe zu großen Tiefgangs wurde das Schiff, nachdem es nur zwei Reisen nach Spanien und Holland unternommen hatte, 1737 an die Hamburger Reederei Simon Tamm & Söhne verkauft und war noch bis 1757 in Fahrt.

Ebenfalls 1720 wurde ein Werftmodell der „Wapen von Hamburg“ III im Maßstab 1:16 als Vorlage für die endgültige Fertigung hergestellt, da Konstruktionszeichnungen damals noch unüblich waren. Dieses Modell gelangte zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus dem Arsenal der Hamburger Admiralität nach England, konnte aber 1950 aus London nach Hamburg zurückgebracht werden. Es wurde im Museum für Hamburgische Geschichte restauriert und ist seitdem dort ausgestellt.

Von 1740 bis 1777 stand die „Wapen von Hamburg“ IV, ein kleineres Ersatzschiff, im Dienst der Stadt Hamburg. Es unternahm jedoch nur eine einzige Begleitfahrt in den Jahren 1746/47. Dies bedeutete gleichzeitig das Ende des Hamburger Konvoiwesens.

Anmerkung: Das Wort „Wapen“ stammt aus dem Mittelniederländischen und hatte ursprünglich die gleiche Bedeutung wie das mittelhochdeutsche „Wafen“ für Waffe. Erst im 16. Jhdt. bildete sich die begriffliche Trennung in Waffe als Kampfgerät und Wappen in der Bedeutung z.B. als Familienwappen.

 

 

Veröffentlichungen zum Thema in unserer Bibliothek:

 

Ernst Baasch: Hamburgs Convoyschiffahrt und Convoywesen. Ein Beitrag zur Geschichte der Schiffahrt und Schiffahrtseinrichtungen im 17. und 18. Jahrhundert, Hamburg 1896.
A.VI.3.c/006

 

Heinrich Reincke und Bernhard Schulze: Das Hamburgische Convoyschiff „Wapen von Hamburg“ III, Modell und Geschichte; Mitteilungen aus dem Museum für Hamburgische Geschichte, Hamburg 1952.
A.VI.3c/139

 

Jörgen Bracker: Wapen von Hamburg (III) …ein schwimmender Barockpalast; Museum für Hamburgische Geschichte, Hamburg Porträt 1/1976.
A.VI.3c/140

 

Wolfgang Quinger: „Wappen von Hamburg“ I, Ein Konvoischiff des 17. Jahrhunderts, Bielefeld 1980.
A.X/003

 

Weitere verwendete Quelle:
Flyer der Handelskammer Hamburg „Die Hamburger Konvoischiffe“

 

 

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