Griff in die Geschichte (27) 

Johann Georg Büsch (3. 1. 1728 – 5. 8. 1800)

 

von Lilja Schopka-Brasch

 

Vor 220 Jahren, am 5. August 1800, starb Johann Georg Büsch – Pädagoge, Aufklärer und Publizist. Am 3. Januar 1728 in Altenmedingen bei Lüneburg geboren, wuchs Büsch in Hamburg auf, wo sein Vater eine Predigerstelle im Hamburger Michel angetreten hatte. Nach dem Besuch des Johanneums und des Akademischen Gymnasiums studierte Büsch Theologie, Ökonomie und Geschichte in Göttingen. Nach dem Studium kehrte er nach Hamburg zurück, wo er 1756 zum Professor für Mathematik ans Akademischen Gymnasium berufen wurde. Er heiratete die Kaufmannstochter Margaretha Augusta geborene Schwalb und hatte mit ihr zehn Kinder.

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Büsch war vielseitig interessiert und ganz dem Geist der Aufklärung verschrieben. Er war ein Vordenker und Neuerer in vielen Bereichen. Seit 1764 las er nicht mehr nur für die Schüler des Akademischen Gymnasiums, sondern hielt auch öffentliche Vorlesungen über Mathematik und Ökonomie. Daraus entwickelte sich später das Allgemeine Vorlesungswesen, das es heute noch an der Universität Hamburg gibt. Er beschäftigte sich mit Theorie und Praxis des Handels, engagierte sich als Leiter der Hamburgischen Handlungsakademie für die Ausbildung des kaufmännischen Nachwuchses und war Mitbegründer der Patriotischen Gesellschaft von 1765. Gemeinsam mit weiteren engagierten Mitgliedern, wie dem Kaufmann Caspar Voght, reformierte er das Hamburger Armenwesen. Er kannte die Gängeviertel und Elendsquartiere der Stadt und erkannte, dass Armut strukturelle und konjunkturelle Ursachen hat, und nicht Folge von Faulheit und Müßiggang ist. Er war überzeugt, Armut könne durch Arbeitsbeschaffung und Unterstützung sowie einer Krankenversorgung seitens des Staates bzw. der städtischen Obrigkeit wirkungsvoll bekämpft werden: Wer arbeiten konnte, sollte Arbeit bekommen, wer nicht mehr arbeitsfähig war oder nicht von seinem Lohn Leben konnte, sollte unterstützt werden. Durch Vorschüsse sollten vorübergehende finanzielle Engpässe überbrückt und Existenzgründungen ermöglicht werden. Wer jedoch nicht kooperierte, dem wurde die Unterstützung entzogen oder andere Zwangsmittel angedroht. Die Kinder der Armen sollten eine Schulbildung erhalten. Das Grundprinzip dieses Konzepts war Hilfe zur Selbsthilfe. Diese aufklärerischen Ideen fanden ihre Umsetzung in der 1788 gegründeten „Hamburgischen Allgemeinen Armenanstalt“ und wurden in anderen deutschen und europäischen Städten aufgegriffen.

gig27 Buesch2Johann Georg Büsch reiste viel und erweiterte dabei seinen Horizont und sein Wissen. Er informierte sich über neue Erkenntnisse in den Naturwissenschaften, interessierte sich für technische Neuerungen und war bestrebt, das Erfahrene zum Nutzen Hamburgs weiterzugeben. So fiel ihm bei einer Reise nach Kopenhagen auf, dass dort das Kopfsteinpflaster nicht so holprig war wie in Hamburg, sondern viel ebener. Er holte dänische Pflasterer nach Hamburg, die Straßen pflasterten und überzeugte so seine Mitbürger vom Nutzen dieser Straßenpflastertechnik. Er war auch an Musik und Literatur interessiert und hielt gemeinsam mit seinem Dichterfreund die Klopstock-Büsch’sche Lesegesellschaft ab, die auch Frauen als Mitglieder aufnahm.
Als er starb, hinterließ er eine große Bibliothek und zahlreiche, selbstverfasste Schriften zu einem breiten Themenspektrum. Auf Betreiben der Patriotischen Gesellschaft wurde ihm zum Andenken das erste Personendenkmal in Hamburg auf dem heutigen Standort der Kunsthalle errichtet. Nach mehreren Umsetzungen steht es seit 1984 auf der Ostseite der Universität Hamburg an der Edmund-Siemers-Allee. Auch eine Straße erinnert an ihn, die Büschstraße in der Neustadt wurde 1841 nach ihm benannt.

 

 

Quellen und Veröffentlichungen zum Thema in unserer Bibliothek:

 

Landwehr, Götz: Johann Georg Büsch und die Entwicklung des Handelsrechts im 18. Jahrhundert, in: Gelehrte in Hamburg (Beiträge zur Geschichte Hamburgs, 12). Hamburg 1976, S. 57-106.
A.I.2 / 008.12

 

Zabeck, Jürgen; Hatje, Frank: Johann Georg Büsch (1728–1800) – Wirtschaftliches Denken und soziales Handeln (Schriften der Hamburgischen Gesellschaft zur Beförderung der Künste und Nützlichen Gewerbe – Patriotische Gesellschaft von 1765 – 4). Hamburg 1992.
A.I.2 / 188.4

 

Stieda, Wilhelm: Zur Geschichte der hamburgischen Handlungsakademie von Johann Georg Büsch (ZHG 15). Hamburg 1910, S. 1-13.
A.I.2 / 198

 

Grolle, Joist: Ansprache bei der Wiederherstellung der Pappelanlage um das Büsch-Denkmal. Hamburg 1990.
A.II.5 / 234

 

Büsch, Johann Georg: Geschichtliche Beurteilung der großen Handelsverwirrung im Jahre 1799. Nebst Anmerkungen mit bes. Bezugnahme auf die Krisis von 1857 von H. S. Hertz. Hamburg 1858.
A.VI.1 / 025

 

Büsch, Johann Georg: Versuch einer Geschichte der Hamburgischen Handlung nebst zwei kleineren Schriften eines verwandten Inhalts. Hamburg 1797.
A.VI.3.b / 022

 

Büsch, Johann Georg: Vorläufiger Vorschlag zur Sicherung unsrer Stadt gegen die Fluhten der Elbe von der See her. Hamburg 1793.
A.IX.1 / 022

 

Nölting, Joh. Hinr. Vincent: Johann Georg Büsch, Prof. der Mathematik an dem Gymnasium in Hamburg, wahr und ungeschmükkt dargestellt. Hamburg 1801.
A.XI.02 / 123

 

Büsch, Johann Georg: Ueber den Gang meines Geistes und meiner Tähtigkeit, in: Ders.: Erfahrungen. Band 4. Hamburg 1794.
A.XIV.2 / 0229

 

Hempel, Dirk: Büsch, Johann Georg, in: Hamburgische Biografie. Personenlexikon Bd. 1. Göttingen 2001, S. 74 f.
A.XIV.2 / 0012.1 K

 

(Anonym): Johann Georg Büsch’s ehemaligen Professors der Mathematik in Hamburg Leben, Charakter und Verdienste nebst einer kurzen Krankheitsgeschichte. Seinem Andenken seiner Familie und seinen vielen Freunden gewidmet. Altona 1801.
A.XIV.2 / 0230 B

 

 

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