Griff in die Geschichte (25) 

Der Nord-Ostsee-Kanal wird 125 Jahre

 

von JR

 

Eine der am häufigsten befahrenen Wasserstraßen der Welt verläuft mit einer Länge von etwa 100 Kilometern durch Schleswig-Holstein zwischen dem Seehafen Brunsbüttel an der Mündung der Elbe in der Nordsee über Rendsburg nach Kiel-Holtenau am Westufer in der Kieler Bucht in der Ostsee. Der Kanal wird hauptsächlich von Handelsschiffen und Tankern, aber auch von Yachten, Seglern und anderen kleinen Sport- und Freizeitbooten befahren. Jährlich nutzen zwischen 30.000 und 35.000 Schiffe die Verbindung, die international Kiel Canal genannt wird. In seiner Bedeutung für die Frachtmenge liegt er an dritter Stelle hinter dem Panama- und dem Suez-Kanal.

gig25 NOK-Buchcover

Seit Ende des 18. Jahrhunderts gab es bereits einen Kanal, der beide Meere verband. Viele Herrenhäuser und Landgüter passierend, verband er Tönning, ein damals bedeutender Hafen, in der Mündung der Eider über Rendsburg nach Holtenau. Die Zunahme des Handels und damit des Schiffsverkehrs, nicht zuletzt aber auch der Ausgangspunkt am Wattenmeer, erforderte eine Verlegung des Kanalendes an der Nordsee weiter südlich an die Elbe näher zu Hamburg. Teile dieses Kanals wurden dann auch für den Nord-Ostsee-Kanal verwendet.

Nach der Grundsteinlegung des neuen Kanals in 1887 wurde er als Kaiser-Wilhelm-Kanal nach einer Bauzeit von acht Jahren im Juni 1895 eröffnet und im nächsten Monat in Betrieb genommen. Die Eröffnungsfeierlichkeiten in Hamburg, Brunsbüttel und Holtenau unter Anwesenheit des Kaisers zogen sich über mehrere Tage hin, Delegationen und Schiffe aus vielen Ländern nahmen daran teil. Mit Prunk und Pomp sollte die militärische und wirtschaftliche Stärke des Kaiserreichs demonstriert werden. Der Wasserweg war für die Kaiserliche Marine von großer Bedeutung, ebenso wie für kommerzielle Dampf- und Handelsschiffe. Während des Zweiten Weltkriegs entging der Kanal nennenswerten Beschädigungen und konnte durchgängig benutzt werden. 1948 erhielt er seinen heutigen Namen.
Aus logistischen, technischen und strategischen Erfordernissen wurden immer wieder Veränderungen notwendig. Im Lauf der Jahre erwiesen sich die Maße des Kanals als nicht ausreichend für die größer werdenden Schiffe der Flotten, weshalb schon 12 Jahren nach der Eröffnung die erste Erweiterung in die Breite und die Tiefe unumgänglich wurde. An beiden Enden des Kanals wurden weitere Gebäude für Verwaltung und Lotsen errichtet und die Hafenanlagen vergrößert; Schleusen wurden 1908 bis 19014 gebaut. gig25 NOK-SchleuseTrotz umfangreicher Instandhaltungsarbeiten mit Baggerschiffen und Saugbaggern, die den Kanal von Schlick, Sedimenten und anderen Erosionsstoffen befreien, findet seit Jahrzehnten eine Anpassung an die moderne Schifffahrt statt, da der Kanal für moderne Frachtriesen seit Jahren wegen ihrer Dimensionen immer weniger befahrbar ist. Seit 1965 ist ein größerer Ausbau des Kanals samt umfangreicher Infrastruktur im Gang, der nach bald 60 Jahren noch nicht beendet ist. Seit 2008 sind Planungen zur Modernisierung der Schleusenkammer in Brunsbüttel und zum Kanalausbau zwischen Kiel und Holtenau mit begleitender Schleusenerneuerung in der Umsetzung; das Ende der Arbeiten ist nicht abzusehen.
125 Jahre nach Inbetriebnahme des Nord-Ostsee-Kanals nehmen die Herausforderungen an diesen Wasserweg immer noch zu, und wie die Bedeutung dieser Verbindung in Zukunft sein wird ist nicht vorhersehbar.

 

 

In der Bibliothek des VHG befinden sich u. a. diese Titel zum Kanal und zu Schleswig-Holstein:

 

 

Seebach, Carl-Heinrich: 800 Jahre Burgen, Schlösser und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein. Verlag Karl Wachholtz, Neumünster 1988.

B.II.1 / 146

 

von Rumohr, Henning: Dome, Kirchen und Klöster in Schleswig-Holstein und Hamburg, Verlag Wolfgang Weidlich, Frankfurt 1962.

B.II.1 / 149


von Buttlar, Adrian und Meyer, Margita Marion: Historische Gärten in Schleswig-Holstein, Verlag Boyens & Co., Heide 1998.

B.II.1. / 221


Der Nord-Ostsee-Kanal in 15 Photographien nach den im Auftrag der Kaiserlichen Kanal-Commision (sic) in Kiel ausgeführten Aufnahmen. Verlag Constabel & Knackstedt, Hamburg o.J. (vermutlich 1895 oder 1897).

B.II.2 / 017


Duppel, Dietrich/Krieger, Martin: Nord-Ostsee-Kanal. Biografie einer Wasserstraße. 2020. 200 S., zahlr. Fotos, tls. unveröffentlicht (erscheint im Juni 2020).

B.II.2 / 017a

 

Horstmann, Rudolf: Von der Ostsee bis zur Elbe. Eine landeskundliche Wanderung entlang des Nord-Ostsee-Kanals. Verlag Karl Wachholtz, Neumünster 1990.

B.II.2 / 120

 

 

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Erklärung des Vorstandes zur Rezension von Jakob Anderhandt, Februar 2023

 

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Stellungnahme von Jürgen Zimmerer zur Rezension von Jakob Anderhandt, Dezember 2022

 

 

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